Interview des Botschafters mit SRF Journalisten über Chinas Bekämpfung gegen die Coronavirus-Epidemie
2020-02-18 23:49
Am 03.02.2020 führte Herr Botschafter Geng Wenbing ein Interview mit dem SRF Journalisten, um dem schweizerischen Publikum die Präventions- und Kontrollmassnahmen Chinas in Bekämpfung gegen die Covid-19-Epidemie vorzustellen und die Fragen vonseiten der Schweiz zu beantworten. Das Interview wurde am selben Tag im Nachrichtenprogramm „10 vor 10" ausgestrahlt.
 

Im Folgenden steht J für Journalisten, G für Herrn Botschafter Geng Wenbing.

J: Herr Botschafter, China ist die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt, ein Land der Superlativen. Vieles scheint möglich, aber gegen dieses Coronavirus scheint China auch machtlos zu sein. Ist es ein Problem für die chinesische Führung?
Geng: China legt grossen Wert auf die Präventions- und Kontrollarbeit in Bekämpfung der Epidemie. Seit dem Ausbruch der Epidemie hat Präsident Xi Jinping persönlich die Führungsrolle in Planung übernommen. Gerade heute Nachmittag hat der Ständige Ausschuss des Politbüros der KPC eine Sitzung einberufen. Präsident Xi leitete diese Sitzung und hielt eine wichtige Rede, indem er eine Reihe wirksame Massnahmen mit grosser Entschlossenheit erlassen hat. Sie haben bestimmt auch schon mitbekommen, dass Herr Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der WHO, sowie die internationale Gemeinschaft die Reaktion Chinas hoch eingeschätzt hat. Wir sind nicht machtlos. Wir haben alles gegeben. Aber wenn eine neue Katastrophe auftritt, brauchen wir mal Zeit, um sie zu überwinden.

J: 17 000 Infizierte, über 360 Tote. Würden Sie sagen, China habe alles unter Kontrolle?
G: Wir befinden uns in einem Rennen gegen die Zeit und einem Kampf gegen die Krankheit. Wir haben die Zuversicht, die Entschlossenheit und die Fähigkeit, diesen Krieg ohne Gewehr und Geschoss zu gewinnen. Die Epidemie wird sich weiter entwickeln. Die Experten erwarten den Höhepunkt in der nächsten Woche. Ganzes China wird unter der Führung der Partei und der Regierung das Beste geben. Wir werden solidarisch diesen Krieg gewinnen.

J: Mir fällt auf, dass Sie von Krieg sprechen. Wieso ist es für China ein Krieg.
G: Das ist doch ein Krieg gegen das Virus.

J: Ihr Präsident Xi Jinping zeigt sich quasi als Oberstfeldherr in diesem Krieg. Man hat sowieso den Eindruck, China wolle der ganzen Welt zeigen, dass man  Macht hat, im Kampf gegen dieses Virus.
G: Nachdem wir die ernste Situation,  dass das Virus von Mensch zu Mensch übertragen kann, gesehen haben, hat sich Präsident Xi ganz persönlich für den Krieg gegen Epidemie eingesetzt.

J: Zeigt man der Welt auch bewusst, dass man fähig ist, ein ganzes Spital innerhalb von wenigen Tagen zu bauen, als Zeichen der Stärke?
G: Es ist von entscheidender Bedeutung, die Präventions- und Kontrollmassnahmen in den kritischen Regionen effizient durchzusetzen, um die flächendeckede Ausbreitung der Epidemie im ganzen Lande schnellstmöglich zu verhindern. Leben zu retten heisst ja, dass man um jede Sekunde kämpfen muss. Wir wissen, dass es fast unmöglich ist für andere Länder, ein ganzes Spital mit mehr als 1000 Betten in dieser Zeit zu bauen. Das zeigt, dass China die Sicherheit und die Gesundheit seiner Bevölkerung an erster Stelle sieht.Wir werden alle Massnahmen hunderprozentig durchsetzen. Dazu gehört natürlich auch, dass wir die internationale Zusammenarbeit intensivieren müssen, um sicherzustellen, dass alle Informationen offen und transparent ausgetauscht werden. Damit wollen wir uns der internationalen Gemeinschaft in Bezug auf die Bekämpfung der Epidemie anschliessen. Obwohl die Krankheit zunächst in China ausgebrochen ist, sieht die chinesische Regierung ihre Verantwortung nicht nur gegenüber dem eigenen Volk, sondern auch der ganzen Welt.

J: Viele Fluggesellschaften haben Flüge von und nach China gestrichen. Die People's Bank of China fing an, Liquidität in den chinesischen Markt zu pumpen. Steht die chinesische Wirtschaft vor einer Krise?
G: In der Tat hat die Epidemie gewissen Einfluss auf die chinessiche Wirtschaft. Gegenwärtig beschränkt sich der Einfluss vor allem auf Verkehr und Transport, Detailhandel, Entertainment, Hotelliere, Gastronomie und Tourismus. Aber die Auswirkungen sind ja nur vorübergehend. Die langfristige Entwicklung bleibt positiv. Ein Jahr hat 12 Monate, und wir sind jetzt im Februar. Nach dem Ende der Epidemie werden wir uns wieder der Wirtschaftsarbeit widmen. Ich habe zahlreiche Analysen von chinesischen und internationalen Experten gelesen. Die meisten von ihnen zeigen sich optimistisch hinsichtlich der stabilen und soliden Entwicklung der chinesischen Wirtschaft.

J: Sie sagen, von den Chinesen, die in der Schweiz leben oder reisen, geht keine Gefahr aus. Aber wieso haben Sie dann den Empfang hier auf der Botschaft in Bern zum chinesischen neuen Jahr abgesagt?
G: In diesem besonderen Moment existiert das Risiko, dass sich das Coronavirus in einer grossen Ansammlung von Menschen ausbreitet. Wir messen der Gesundheit der Menschen höchste Priorität bei. Der Empfang zum chinesischen neuen Jahr ist ein traditionelles Fest, um den Frühlingsanfang zu feiern. Wenn die Epidemie zu Ende kommt, können wir nächstes Jahr erneut das Fest organisieren. Momentan ist es für uns jedoch wichtiger, Risiken zu reduzieren und die Epidemie in Kontrolle zu bringen. Alle Eingeladenen zeigten Verständnis für diese Entscheidung und unterstüzten die Botschaft.

J: Herr Botschafter, vielen Dank für dieses Interview.

Während des Interviews erzählte der Botschafter ebenfalls die aktuelle Situation der in der Schweiz lebenden Chinesen, die Situation der chinesischen Touristen sowie die einschlägigen Massnahmen, die die Botschaft ergriffen hat. Er wusste zu schätzen, dass die schweizerische Regierung und die Bevölkerung hier zu Lande ihre Vernunft und Kühnheit aufbewahren können, und möchte sich für die herzlichen Spenden der schweizerischen Unternehmen und Menschen bedanken. Zum Schluss betonte Botschafter Geng nochmal, dass China die Zuversischt, die Entschlossenheit und die Fähigkeit habe, den Kampf gegen die Epidemie zu gewinnen.
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